Aachener GRÜNE kritisieren die Ansiedlung von Amazon im Gewerbegebiet Avantis
170 Arbeitsplätze sollen mit der Ansiedlung von Amazon im deutsch-niederländischen Gewerbegebiet AVANTIS geschaffen werden. Warum müssen diese Stellen mit Leiharbeitnehmer*innen besetzt werden, bei einer Dauertätigkeit wie dem Versandhandel, in einem der erfolgreichsten Unternehmen der Welt? Die jahrelangen Tarifauseinandersetzungen mit Amazon sowie Berichte über die Arbeitsverhältnisse (Überwachung am Arbeitsplatz) lassen keine gute Arbeitssituation erwarten.
Bei den erwarteten 300-350 zusätzlichen Arbeitsplätzen bei den Vertriebspartner*innen sind gerade auch die Vertrags- und Arbeitsbedingungen mit diesen Partner*innen zu hinterfragen, insbesondere im Hinblick auf als Einzelunternehmen tätige Kraftfahrer und Kraftfahrerinnen.
Flächenfraß
Zweiter großer Kritikpunkt: Für diese Ansiedlung sollen 66.000 qm Fläche verbraucht und versiegelt werden. Das sind umgerechnet auf 170 Arbeitsplätze 388 qm pro Arbeitsplatz. Das Verteilzentrum soll 9.000 qm einnehmen. Ebenerdig? Schon im Mittelalter wusste man Lagergebäude über mehrere Etagen zu errichten. Bei den aktuellen technischen Möglichkeiten sollte ein Lagergebäude auf geringerer Grundfläche und über mehrere Etagen realisiert werden. Dieser hohe Flächenfraß ist heute unverantwortlich!
In Stadt und Städteregion Aachen wird der Mangel an Gewerbefläche als großes Problem benannt, vielfach auch aus der Wirtschaft wie zuletzt bei der Jahresvollversammlung der IHK Aachen. Mit dem Strukturwandel im Rheinischen Revier wird angestrebt, dass sich auf den vorhandenen Flächen zukunftsweisende (industrielle) Unternehmen und Institutionen niederlassen, die sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen.
Mit dem Gewerbeflächenmonitoring soll dieser Prozess in der Region Aachen gesteuert werden. Die Ansiedlung des Giganten Amazon steht zu diesen Zielsetzungen in krassem Widerspruch. Wir diskutieren die Zukunft der Innenstädte, das City-Management, die Unterstützung des Einzelhandels und seine Attraktivierung. Zugleich bietet man einem der Totengräber des Einzelhandels ein großes Betätigungsfeld.
Steuerungerechtigkeit
Ein entscheidender Faktor für die Ablehnung der Ansiedlung ist auch, dass dieser Internetriese als eines der reichsten Unternehmen der Welt Weltmeister in der Vermeidung von Steuern ist. Im Verhältnis zu seinen Erträgen allein in der BRD zahlt Amazon nur minimale Steuern, wesentlich weniger, als jede/r Einzelhändler*in aufzubringen hat. Das hätte für die Stadt Aachen als eine an Avantis beteiligte Kommune ein Grund sein sollen, diesem Deal, der noch zu Zeiten von Alt-Oberbürgermeister Philipp gemacht wurde, nicht zuzustimmen.
Wir wissen um die Probleme der Vermarktung des Gewerbegebietes Avantis mit den damit verbundenen hohen finanziellen Belastungen. Aber das dürfte dennoch kein Grund für die Entscheidung zur Ansiedlung von Amazon sein. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die politischen Gremien der Stadt in die Entscheidung nicht einbezogen waren. Das kritisieren wir deutlich. Eine Entwicklung dieser Größenordnung gehört unseres Erachtens in die politische Debatte.