Filmvorführung und Diskussion mit Oliver Krischer MdB und dem Regisseur Valentin Thurn. Besucherzahlen sprengen alle Erwartungen - 3 Kinosäle voll belegt und ein Film, der zum Nachdenken anregt.
Mit diesem Zustrom habe er nicht gerechnet, die Vorstellungen seien immer gut besucht, aber Aachen sprenge alle Erwartungen, so begrüßte Regisseur Valentin Thurn am vorletzten Montag Abend die Zuschauer im Saal. Die Frage, die mit dem Filmtitel unbeantwortet im Raum stand, zog Scharen Interessierter ins Aachener Apollo Kino. Schon früh am Abend war die erste Vorstellung ausverkauft. Bilanz des Abends: Drei ausverkaufte Kinosäle, ein Film, der dazu anregt, die eigenen Konsummuster zu hinterfragen und ein Publikum, das nachdenklich das Kino verlässt.
Bereits bei der Recherche zu „10 Milliarden“ sei ihm klar geworden, dass die Menschen überall auf der Welt nachdenklich werden, wenn es um die industriellen Methoden der Lebensmittelproduktion geht. Auch das Ungleichgewicht bei der Verteilung der vorhandenen Nahrungsmittel veranlasse weltweit Menschen, ihre Lebens- und Konsummuster immer häufiger in Frage zu stellen. Ebenso habe er eine Entwicklung beobachten können: Immer mehr Menschen versuchen, eine neue Landwirtschaft aufzubauen, die Mensch und Natur respektiert. Denn unser westliches Konsumverhalten hat Konsequenzen für die gesamte Weltbevölkerung.
In „10 Milliarden“ ist Valentin Thurn rund um den Globus auf der Suche nach Lösungen. Angetrieben von der Frage, wie wir verhindern können, dass die hemmungslose Ausbeutung endlicher und immer knapper werdender Ressourcen die Grundlage für unserer Ernährung zerstört, taucht er ein in die Grundlagen der Lebensmittelproduktion.
Eine Landwirtschaft, die sogar noch Hunger hervorbringt?
Eine Landwirtschaft, die sogar Hunger hervorbringt - das klingt paradox, doch Valentin Thurn erklärt, warum die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion das Welternährungsproblem nicht lösen werden kann. Um die Bedürfnisse auf der einen Welthalbkugel befriedigen zu können nehmen wir in Kauf, dass die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln auf der anderen Hälfte stark gefährdet ist. Wenn Kleinbauern Land genommen wird, um Anbauflächen für die industrielle Landwirtschaft nutzen zu können, bedeutet dies den Entzug jeglicher Lebensgrundlage. Der sich bis dato selbstversorgenden Bevölkerung stehen dann kaum Mittel und Wege zur Verfügung, zumindest eine Grundversorgung mit Nahrung zu sichern. Nicht zu wissen, wie sie ihre Familien ernähren sollen, ließ indische Bauern reihenweise aus Verzweiflung Selbstmord begehen.
Global denken - lokal handeln
Was können wir hier vor Ort tun, um die Situation in Entwicklungs- und Schwellenländern zu verbessern? „10 Milliarden“ zeigt auch positive Beispiele: Da ist z.B. Fanny Nanjiwa, Kleinbäuerin, in deren Dorf früher 10-15 Familien Hunger litten. Erst als sie lernte, ihren Anbau von ausschließlich Mais auf Misch-Anbau umzustellen, verbesserte sich die Lebenssituation aller im Dorf.
Oder der Milchbauer Bernd Schmitz, der seine Milchkühe nicht zu Höchstleistungen treibt und sagt, dass das, was er produziere vollkommen ausreiche. Der Film zeigt viele Beispiele für neuartige Konsummuster und für neue Wege der Nahrungsmittelproduktion und Landwirtschaft.
Auf die Frage, was jeder Einzelne in seinem Alltag tun könne, antwortete Oliver Krischer MdB während der im Anschluss an die Vorführung geführten Diskussion, dass der erste Schritt sei, seine eigenen Konsummuster zu hinterfragen. Wo kaufe ich ein? Was kaufe ich wann? Wie können Discounter Lebensmittel zu derart niedrigen Preisen anbieten? Wo wird produziert? Kann ich das verantworten? Der Verbraucher habe mehr Einfluss als er annehme. Mit seiner Kaufentscheidung für lokal angebautes Obst und Gemüse, für Fleisch aus nachhaltiger Aufzucht, für Milch von glücklichen Kühen könne er einen Beitrag zur Verbesserung der Welternährungssituation leisten, schloss Krischer.
Mit „10 Milliarden - Wie werden wir alle satt“ hat Regisseur, Bestseller-Autor und Food-Fighter Valentin Thurn einen Film geschaffen, der die Gewohnheiten der westlichen Konsumgesellschaft kritisch hinterfragt, aber auch außergewöhnliche und positive Gegenmodelle aufzeigt. Wir alle haben die Möglichkeit, Einfluss auf die globale Situation nehmen zu können. Dafür müssen wir unsere Komfortzone verlassen und den Mut aufbringen, neuen Wegen zu folgen.
Sonja Verschitz
für die AG Nachhaltiger Konsum
Links:
http://www.10milliarden-derfilm.de/interview.html
http://www.10milliarden-derfilm.de/note.html