Eine schier unendliche Geschichte soll nun doch zu Ende gehen. Seit dem 31.03.2020 ist das Parkhaus Büchel geschlossen, für Dauerparker aber noch drei Monate bis zum 30.06. geöffnet. Dann ist endgültig Schluss.
Und das ist tatsächlich kein Aprilscherz, sondern der Abschluss einer langen politischen Debatte und vieler erfolgloser Versuche, das Parkhausgelände neu zu entwickeln.
„Die Schließung des Parkhauses ist für uns ein politischer Erfolg, auch wenn es aus unserer Sicht viel zu lange gedauert hat bis zum Schlußpunkt", freut sich Michael Rau, planungspolitischer Sprecher der GRÜNEN über die nun endlich erfolgte Schließung. "Wir GRÜNE hätten die Schließung gerne mit einer "Abrissparty" gefeiert, weil aus der unendlichen Geschichte nun doch noch eine Geschichte mit Ende wird. Zu Zeiten von Corona ist das leider nicht möglich", bedauert Michael Rau die nun ausfallende Party. Die Freude ist dennoch groß, immerhin forderten die GRÜNEN in Aachen bereits vor mehr als drei Jahrzehnten die Schließung des Parkhauses Büchel. An Parkplätzen mangelt es dennoch nicht in der Innenstadt, im Umkreis von ca. 300 Metern stehen 11 Parkhäuser zur Verfügung mit mehr als 4500 Stellplätzen.
Zur Geschichte des Parkhauses und der lange gewollten Schließung:
Ende der 60er Jahre fertig gestellt, wurde der Betonbau inmitten der Innenstadt schon Anfang der 90er Jahre zum einer teils erbittert geführten Auseinandersetzung um die damals so genannte Fußgängerfreundliche Innenstadt.
1989 hatten SPD und GRÜNE nach 40 Jahren CDU-Herrschaft in Aachen das Ruder übernommen. In der Verkehrspolitik ging es von dort an um die Sperrung des Elisenbrunnens, um weniger Autos in der Innenstadt und natürlich auch um die Schließung des Parkhauses am Büchel. 1999 wähnte sich die neue Mehrheit schon fast am Ziel. Damals gab es das erste Investorenmodell des Düsseldorfer Unternehmens SCC zum Bau eines Shoppingcenters. Doch immer wieder scheiterten die Pläne:
2003 legten die Nesseler Projektidee und der EBV die Pläne für das Forum Kaiserquelle mit 8000 Quadratmetern Verkaufsfläche vor.
Im selben Jahr verkaufte die Stadt dann das Parkhausareal an die eigene Parkhausgesellschaft APAG.
2006 siegte das niederländische Unternehmen TCN in einem Investorenwettbewerb mit der Projektidee Trendbox. Viele kleinere Läden mit trendigen Produkten sollten in einem Neubau mit Cafés und – je nach Jahreszeit – einer Eisbahn oder einer Strandbar auf dem Dach Platz finden.
2009 kaufte schließlich das Unternehmen STRABAG das Parkhaus und legte die Planung für die BelEtage mit 6.800 m² Mietfläche für Einzelhandel, Gastronomie, Freizeit und Büro auf drei Ebenen sowie ca. 140 Stellplätze in einer Tiefgarage vor.
Die GRÜNEN feierten damals im Kommunalwahlkampf mit einer „Kleinen GRÜNEN Dachmusik“ bereits die Abrissparty „Einstürzende Parkhäuser“. https://youtu.be/oHHjTP4LJ64
In der Zwischenzeit wurden die Pläne für die Kaiserplatzgalerie, das heutige Aquis Plaza immer konkreter und als letztlich die STRABAG den Bau dieser Mall am Kaiserplatz übernahm, änderte man 2013 die Pläne für den Büchel in ein Hotelprojekt mit kleinen Einzelhandelsflächen.
Und 2014 war es dann so weit, dass die Aachener Investoren Sauren und Hermanns am Büchel einstiegen und das Parkhaus von der STRABAG übernahmen. Aus dem anschließenden, städtebaulichen Wettbewerb ging Ende 2015 das Architekturbüros Chapman Taylor mit dem Entwurf des Nikolausviertels hervor. Und nachdem in 2019 auch diese Investoren das Handtuch warfen, kaufte die Stadt letztlich nach 16 Jahren das Gelände zurück.
Zwischen 1989 und heute liegen 30 Jahre mehr oder weniger heftige Auseinandersetzungen. Für die GRÜNEN war schon in den neunziger Jahren klar, dass die Zukunft der Innenstädte darin liegt, weniger Verkehr und mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Für den Handel und für CDU und FDP war das Parkhaus am Büchel dagegen unverzichtbar für einen erfolgreichen Einzelhandel.
Heute sind sich die politischen Parteien weitgehend einig. Was lange währt, wird endlich gut.