Eröffnungsrede von Schirmherrin Monika Kuck
Es ist eine beachtliche Leistung, dass die Aachener Solartage nun schon zum 7. Mal stattfinden! In diesen sechs Jahren gab es vielfältige und wichtige Entwicklungen, die mit dem Thema Solarenergie verknüpft sind:
- das breite Bewusstwerden der Endlichkeit der fossilen Energieträger,
- große Verwerfungen wegen kriegerischer Auseinandersetzungen in und um Förder- und Lieferländer von fossilen Energieträgern,
- das Bangen um die Weiterentwicklung der Einspeisevergütungen der Erneuerbaren Energien (EE),
- jedes Jahr neue Rekorde, was den Ausbau der EE angeht,
- neu: die soziale Frage bei der Entwicklung der Energiepreise und
- jedes Jahr wichtige und interessante neue Gutachten und Konzepte für eine sichere Energieversorgung in der Zukunft.
Hochgiftigen Müll aus Kernkraftwerken sicher lagern, aber wie?
Nun eine Frage: Wissen Sie, was dieses Symbol bedeutet (Verweis auf ein Totenkopfsymbol)? - Wir können uns hier sicher noch relativ einfach auf eine Bedeutung verständigen.
Vor einigen Jahren erteilte der US-Kongress einer hochkarätigen wissenschaftlichen Kommission den Auftrag, eine Sprache oder Symbolik zu entwickeln, die noch in 10 000 Jahren über die Gefährlichkeit von Atommüllendlagern aufklären könnte. Die Kommission bestand aus Physikern, Anthropologen, Linguisten, Psychologen, Altertumsforschern, Künstlern und vielen mehr.
Die Anthropologen empfahlen das Symbol der Totenköpfe. Die Psychologen führten daraufhin Experimente mit Dreijährigen durch. Zeigte man den Kindern den Totenkopf auf einer Flasche, so verstanden sie ihn als Hinweis darauf, dass da Gift drin ist. Zeigte man ihnen das Bild aber einfach so, so dachten sie an Piraten. Diese sind ja heutzutage meist mit Spaß und Spiel verbunden, wenn man nicht gerade bei Tansania vorbeisegeln muss oder durch die Straße von Malakka.
Man sieht, dass der gesellschaftliche, kulturelle Kontext ausschlaggebend ist für das spontane Verständnis von Symbolen. Und das betrifft nicht nur die Zeitschiene, also unterschiedliche Auffassungen zu unterschiedlichen historischen Zeiten, sondern auch gleichzeitige unterschiedliche kulturelle Grundlagen. So könnte man das Totenkopfsymbol ja in bestimmten Gemeinschaften als Hinweis auf ein Heiligtum mit wertvollen Reliquien verstehen und in Papua-Neuguinea als ein Hinweisschild zu einem Restaurant. Das war jetzt ein Scherz!
Das Unterfangen also, eine Bildsprache finden zu wollen, die man noch in Hunderttausenden von Jahren versteht, ist unfassbar schwierig, wenn nicht gar unlösbar. Zur Erinnerung: die Pyramiden entstanden vor ca. 5.000 Jahren, Stonehenge in etwa auch oder das Reich der Maya. Die Incas und Azteken sind gerade mal 700 Jahre her. Wir verstehen nur ein Bruchteil von dem, was sie mit ihren Zeichen und ihrer Kunst ausdrücken wollten. Der hochgiftige, tödliche Müll aus Kernkraftwerken soll und muss aber für eine Million Jahre sicher gelagert werden.
Atomkraftwerke sind keine Klimaschützer
Habe ich letzten Jahr für den Fusionsreaktor geworben - den da oben, man nennt ihn auch Sonne - so werde ich mich heute mit der neu hinzugekommenen „Ökoenergie“ - von Wirtschaftsminister Glos und anderen so benannt - befassen.
Das 1. AKW ging vor 54 Jahren in der Nähe von Moskau in Betrieb. Seitdem fällt hochgiftiger, tödlicher Müll an. Bisher sind das bereits insgesamt schätzungsweise 300 000 Tonnen. Mittlerweile gibt es rund 440 Atomkraftwerke.
Wie viele Endlager gibt es? - Kein einziges! - Und pro Jahr kommen schätzungsweise 12 000 Tonnen radioaktiver Abfall hinzu. Von den traurigen Schlagzeilen, die das „Probelager“ für schwachstrahlenden Müll „Asse“ macht, brauche ich ja hier nichts weiter zu sagen. Noch nicht mal ein paar Jahrzehnte hatte man das im Griff!
Eines der Stichworte, um die neue „Ökoenergie“ schmackhaft zu machen, ist die vermeintliche Stromlücke, die wir ohne Atomkraft haben werden. Dazu wurde dann auch im Auftrag der Kernkraftwerksbetreiber gerechnet. Die Zahlen werden aber nicht nur von einer seriösen Einrichtung, wie dem Umweltbundsamt für unhaltbar eingeschätzt, sondern von vielen anderen Experten auch.
Seit vorgestern gibt es nun eine umfassende Arbeit von dem Aachener Büro EuTech (Auftraggeber Greenpeace), die die Situation fundiert durchleuchtet haben. Demnach werden wir im Jahre 2020 noch eine Überkapazität von 9.000 MW haben, das entspricht etwa 10 Großkraftwerken.
Die Stromlückenlegende läßt sich nicht aufrechterhalten
Wir exportieren riesige Mengen Strom. Selbst als eine ganze Reihe AKWs und andere Großkraftwerke im letzten heißen Sommer vor zwei Jahren ausgefallen waren, war von Stromknappheit auch nicht ansatzweise etwas zu registrieren.
Selbst die Bundesregierung geht nicht von einer Stromlücke aus, denn sie geht von einem Anteil der Erneuebaren Energien (EE) von 30 Prozent im Jahre 2020 aus. AKWs liefern heute 22 Prozent, die EE 14 Prozent des Stroms; d.h. also, dass die EE noch über die Atomkraftwerke hinaus, eine Reihe von Kohlekraftwerken ersetzen können.
Wir haben überhaupt keine Stromlücke, sondern schlimmstenfalls eine Investitionslücke
Dann gibt’s da die Mär von den billigen Energiepreisen, wenn wir die AKW-Laufzeiten verlängern.
Es ist zwar richtig, dass die abgeschriebenen Werke heute Strom für 1,7 bis 2,7, Cent/kWh liefern, aber die Betreiber verkaufen diesen Strom natürlich an der Börse zum besten zu erzielenden Preis, also etwa 7 Cent.
Das heißt, Atomstrom ist ja auch jetzt schon billig, wenn man die ganzen gesellschaftlichen Kosten, wie die 100 Mrd. Subventionen, die steuerfreien Rücklagen, die Befreiung von einer Stromsteuer und die Sicherung der ganzen Chose durch die Allgemeinheit abzieht - Stichwort Haftpflichtversicherung. Aber die Strompreise verbilligen sich dadurch auch jetzt schon nicht, sondern die Konzerne freuen sich über 1 Mio. Euro Reingewinn pro Tag und altem Meiler.
Atomstrom verursacht erhebliche Mengen CO2
Auch werden die Atomkraftwerke als Klimaschützer hingestellt. Als Ungeliebte sogar in ganzseitigen Anzeigen. Auch Atomstrom verursacht erhebliche Mengen CO2, vor allem durch den energieintensiven Abbau von Uran, bei dem ein Großteil - die Rede ist sogar von der Hälfte - der später gewonnen Energie benötigt wird. Von der Umweltverseuchung des Uranbergbaus, der einer der Schlimmsten ist, ganz zu schweigen. Die Atomenergie schneidet bzgl. der Klimafreundlichkeit sogar schlechter ab, als Gaskraftwerke mit Kraftwärmekopplung. Schlechter als die EE sowieso.
Atomenergie deckt nur 3.7 Prozent des globalen Energiebedarfs
Wollte man die CO2-Einsparung signifikant durch Atomkraftwerke betreiben, müßten nach unverdächtigen Rechnungen jedes Jahr 12 AKW gebaut werden. Allein in Deutschland 50 Stück. Atomenergie deckt nur 3-7 Prozent des globalen Energiebedarfs. Wollte man diesen Anteil auf 10 Prozent steigern, müßten bereits über 1000 Anlagen neu in Betrieb gehen.
Atomkraftwerke sind nicht sicher
Dann wären da noch der hinlänglich bekannten Aspekte mehr, wie z. B. das Thema Sicherheit.
Durch die neue drastische Entwicklung des Terrorismus ist ein bislang nicht mitberücksichtigtes Risiko aufgetaucht, dass uns in der Tat das Fürchten lehren kann! Die älteren Werke sind noch nicht einmal sicher genug, was den Aufprall eines Sportflugzeugs angeht!
Das Argument, wir hätten die modernsten und sichersten AKW der Welt? - Nun, wenn man den Trabi für die Moderne des Automobils hält....!
Unsere Atomkraftwerke sind zum Teil älter als 30 Jahre und ihre Störanfälligkeit ist uns ja aus den regelmäßigen Zeitungsnotizen hinlänglich bekannt. Und besser werden Werke nicht, wenn man sie noch länger laufen läßt.
Aber nicht nur die neue Generation von Terrorismus gefährdet unser aller Sicherheit, sondern die ganz normale Aufrüstung aller möglichen Länder mit Atomwaffen – ermöglicht durch die sogenannte friedliche Nutzung der Kernenergie. Beides läßt sich nicht voneinander trennen. Wenn man sich vorstellt, wieviel weniger Bedrohung und Konflikte weltweit wir hätten, wenn man rechtzeitig von dieser Technologie gelassen hätte, kann man schier verzweifeln.
Jetzt können wir sehen, wie wir mit den Geistern, die wir riefen, fertig werden!
Und last but not least ist der ganz normale Betrieb immer riskant. Siehe Tschernobyl oder einfach nur die jüngsten Zwischenfälle in Frankreich.
Nun, soviel also zu der neu gekürten „Ökoenergie“! Es wäre nur konsequent, wenn jetzt die Angebote des Ökotourismus auch auf Tschernobyl, Sellafield und andere einschlägige Regionen ausgeweitet würde.
Sonnenenergie ist die sichere Energieversorgung der Zukunft
Sie alle hier jedenfalls auf den 7. Aachener Solartagen kümmern sich um eine sichere Energieversorgung der Zukunft! Ihnen danke ich, der STAWAG als Veranstalter danke ich und dann bleibt mir nur, uns allen viel Erfolg zu wünschen!
Und damit sind die Solartage eröffnet und nun ran an die Arbeit!