Ausstieg aus dem Atomausstieg in Belgien

Belgien nimmt einen seiner ältesten Atomreaktoren zehn Jahre später vom Netz als ursprünglich geplant. Dies hat das Kabinett der belgischen Regierung jüngst beschlossen.

Belgien nimmt einen seiner ältesten Atomreaktoren zehn Jahre später vom Netz als ursprünglich geplant. Dies hat das Kabinett der belgischen Regierung jüngst beschlossen.

Im Rahmen des bislang geltenden Gesetzes zum Atomausstieg aus dem Jahr 2003 war ein vollständiger, stufenweiser Ausstieg bis 2015 beschlossen worden, mit einer maximalen Betriebslaufzeit von 40 Jahren pro Reaktor. Zwar sollen nun die beiden flämischen Reaktoren Doel 1 und Doel 2, mit einer kleinen Verzögerung, im April 2016 heruntergefahren werden, doch gilt dies nicht für das Atomkraftwerk in Tihange bei Lüttich. Der 1975 in Betrieb genommene Reaktorblock Tihange 1 soll nicht 2015, sondern erst 2025 abgeschaltet werden. Damit wäre das Atomkraftwerk 10 Jahre länger und damit insgesamt 50 Jahre in Betrieb.

Die Grünen in der Städteregion Aachen und Ecolo in Ostbelgien protestieren vehement gegen diesen Sinneswandel. "Es ist unfassbar, dass nur ein Jahr nach der Atomkatastrophe in Fukushima die Atom-Ausstiegspläne wieder ad acta gelegt werden, in Japan, und jetzt auch im benachbarten Belgien", sagt Martine Kremer, Vorsitzende des Grünen Kreisverbandes in der  Städteregion.

Ecolo hatte 2003 das Ausstiegsgesetz mitgetragen und seine Hoffnungen auf die erneuerbaren Energien gesetzt. Dort sieht man Deutschland als Vorbild, und man sieht, dass sich der Ausbau der Erneuerbaren auch sehr positiv auf den Arbeitsmarkt auswirkt. "Doch einer solchen Entwicklung steht ein auf belgischem Boden tief verwurzelter Monopolist im Wege, der es in der Vergangenheit mehrmals schaffte, das von ECOLO im Jahre 2003 mitgetragene Atomausstiegsgesetz ins Wanken zu bringen", sagt Claudia Niessen von Ecolo Ostbelgien.

Oliver Krischer, grüner Energieexperte im Bundestag, hält die Entscheidung der belgischen Regierung für unverantwortlich, denn der marode und schadhafte Reaktor Tihange 1 stelle doch bereits heute ein Sicherheitsrisiko dar, nicht nur für die Menschen in Belgien sondern auch für die Aachener Region und darüber hinaus. "Statt sich an die Atomkraft zu klammern sollte die belgische Regierung endlich mehr tun für den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Nur so kann Belgien seine Stromversorgung dauerhaft und nachhaltig sicherstellen", sagt Krischer.

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