Am 10. Juni hat der Planungsausschuss dem Rat einstimmig den Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan Campus West zur Beschlussfassung empfohlen.
Das wichtigste städtebauliche Projekt in Aachen – und mit über 26 Hektar Fläche auch eines der größten innenstadtnahen Erweiterungsprojekte kann somit nach über 13-jähriger Planungsdauer endlich starten. Neben dem Campus Melaten sollen hier weitere Baukonzessionen für neue, auch produzierende, Forschungscluster vergeben werden.
Im Verlauf der nächsten zehn bis zwanzig Jahre wird zwischen Republikplatz und Toledoring auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Aachen West ein ganz neuer Stadtteil entwickelt und gebaut werden, der das Gesicht Aachens nachhaltig prägen wird. In einem gemeinsamen Pressegespräch stellten die Planungsfachleute aller Fraktionen das Projekt vor.
Dabei sind sich alle einig, dass es hier um ein großes Stück Zukunft geht. Am Campus West soll – anders als auf Melaten – urban, dicht und hoch gebaut werden. Der hohe Anspruch an architektonische Qualität und ökologische Standards wird z.B. durch ein nachhaltiges Regenwassermanagement sowie ein innovatives Energiekonzept sichergestellt. Dach- und Fassadenbegrünung, Gestaltungshandbücher für Architektur und Freianlagen sowie ein nachhaltiges Mobilitätskonzept sorgen für eine hohe Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Parkplätze am Straßenrand sind dann gar nicht mehr nötig und auch nicht vorgesehen.
„Besonders wichtig war allen Fraktionen, dass auf dem Campus West auch zahlreiche Wohnungen entstehen,“ betont Johannes Hucke, planungspolitischer Sprecher der Grünen. Dies wurde nach langwierigen Verhandlungen in einem sehr umfassenden städtebaulichen Vertrag mit der Campus GmbH als Realisierungsziel vereinbart.
All das sind Voraussetzungen dafür, dass der Campus West „rund um die Uhr“ ein lebendiges Viertel werden kann, in dem geforscht, gewohnt, gelebt und gearbeitet wird, und wo man auch abends gerne seine Freizeit verbringt. „Denn wir planen hier einen Forschungscampus, aber eben auch ein exzellentes Stück Stadt,“ formuliert Michael Rau, Vorsitzender des Planungsausschusses (Grüne), den Anspruch an das Projekt.
Wichtig waren den Planern daher besonders die Erdgeschossnutzungen in den Forschungsclustern. Dort werden nicht nur Büros oder Werkstätten, sondern auch Geschäfte, Gastronomie, Cafés und Sportangebote entstehen, die zu einem urbanen bunten Leben mit kurzen Wegen im Quartier beitragen – ebenso wie der alte Ringlokschuppen, der zu einem besonderen Ort für Kulturveranstaltungen werden soll.
Große Diskussionen gab es auch um die Brücke, die den Campus West mit Melaten verbindet. Auch wenn hier nicht alle Kritikpunkte ausgeräumt sind, sehen doch fast alle Fraktionen die Notwendigkeit, hier eine Verkehrsverbindung zum Campus Melaten zu schaffen, die in Zukunft auch von der Stadtbahn befahren werden kann. Das könne man sich sonst – so die Planungspolitiker – in zehn Jahren selbst nicht mehr verzeihen, wenn auf diesen Anschluss verzichtet würde. Es sei wichtig, die Spange zwischen den Hochschulstandorten zu schließen, damit ein gemeinsamer urbaner Stadtteil entstehen kann.
Entwickelt werden soll das gesamte Gelände dann in vielen einzelnen Schritten, deren genaue Reihenfolge noch nicht feststeht.
Aufgabe der Stadt und des Rates wird es sein, auch den unmittelbar am Campusgelände liegenden Republikplatz mit dem Bahnhof Aachen West planerisch anzugehen und in den nächsten Jahren ebenfalls zu einem künftigen Mobilitätsknotenpunkt zu ertüchtigen.