Ein Interview mit Tina Hörmann, wohnungspolitische Sprecherin der GRÜNEN Fraktion, zur Situation im Preuswald.
Wie stellt sich die Situation im Preuswald aktuell dar?
Tina Hörmann:
„Das größte Problem im Preuswald ist sicherlich der Zustand der Häuser, die sich im Eigentum der Deutschen Annington befinden. Diesem großen deutschen Wohnungsunternehmen gehören aktuell ca. 650 Wohnungen im Preuswald. Der energetische Zustand der Annington-Häuser ist verhältnismäßig schlecht, so dass die Nebenkosten hoch sind. Man kann von einer so genannten ‚zweiten Miete‘ sprechen.“
Hat die Annington dann nicht mit Leerstand zu kämpfen? Ist die Bewirtschaftung des Wohnungsbestandes im Preuswald für sie überhaupt gewinnbringend?
Tina Hörmann:
„So wie es aussieht, ja! Es gibt sicherlich in diesen Häusern eine hohe Fluktuation, aber insgesamt sehr wenig Leerstand. Aufgrund der relativ niedrigen Kaltmieten sind die Wohnungen für Bezieher von Hartz IV und Sozialhilfe sehr attraktiv. Bei der Berechnung des Zuschusses für die Unterkunft zählt für das Jobcenter / Sozialamt nur die Kalt- und nicht die Warmmiete. Die Nebenkosten werden komplett übernommen. Eine gesetzliche Gegebenheit, die der Annington sicherlich entgegenkommt. Auf dem „freien“ Wohnungsmarkt hat sie aufgrund des schlechten Zustandes der Häuser und der hohen Nebenkosten – trotz der durchaus schönen Lage am Waldrand – weniger Chancen ihre 650 Wohnungen zu vermieten.“
Die Reduzierung des Energieverbrauchs durch Energetische Sanierung ist aktuell ein wichtiges Thema. Ist die Annington hier nicht in der Verantwortung?
Tina Hörmann:
„In den vergangenen Monaten haben wir Gespräche mit Vertretern der Deutschen Annington geführt, mit dem Ziel, verlässliche Zusagen zu bekommen. Diese Gespräche werden fortgesetzt und wir hoffen sehr, dass es uns in absehbarer Zeit gelingen wird, mit der Annington konkrete Verabredungen bezüglich der kontinuierlichen Sanierung der Häuser zu erreichen. Weiterhin verhandeln wir mit der Annington über ein Belegungsmanagement, d.h. wir möchten die Annington dazu bewegen, langfristig die Mieterstruktur zu verändern. Die Annington muss sich bewegen. “
Gibt es sonst noch Handlungsmöglichkeiten, die Situation im Preuswald nachhaltig zu verändern?
Tina Hörmann:
„Im Planungsausschuss haben wir beantragt, dass die Verwaltung eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gibt. Es sollen der Nutzen und die Wirkung von verschiedenen Einzelmaßnahmen überprüft werden. Macht es etwa Sinn, das Siedlungsgebiet durch die Ausweisung neuer Wohnflächen und den Bau neuer Einfamilienhäuser zu erweitern? Die Lage des Preuswalds ist für Familien durchaus attraktiv; stadtnah und trotzdem im Grünen. Die Anbindung mit dem Bus ist nicht schlecht.“
Wie werden die Bürger in die Entwicklungen einbezogen?
Tina Hörmann:
„Unser Ziel war und ist es, die Preuswalder Bürgerinnen und Bürger in die Entwicklung ihres Stadtviertels mit einzubeziehen. In einer Bürgerwerkstatt erarbeitete Ideen haben aber nur dann auch eine realistische Chance auf konkrete Umsetzung, wenn die Annington auch bereit ist, ihren Teil zur Aufwertung des Stadtteils beizutragen. Außerdem muss klar sein, welche Verbesserungschancen es wirklich gibt. Deswegen haben wir zuerst die Studie in Auftrag gegeben, die uns die verschiedenen Entwicklungspotentiale aufzeigen soll. Bei der Erstellung der Studie sollen die Bewohner des Viertels beteiligt werden. Unser gemeinsames Ziel ist eine langfristige Verbesserung der Wohnqualität im Preuswald.“