Fernbusse – PRO und CONTRA

GRÜNER Donnerstag diskutiert neues Marktsegment der innerdeutschen Fernbusreisen. Vorteile liegen zwar auf der Hand, doch die Nachteile halten dagegen.

Der Haltepunkt für Fernbusse in der Kühlwetterstraße nahe Westbahnhof soll weiter ausgebaut werden. ©Google Maps

Um das Thema „Fernbusse“ kommen Vielreisende mittlerweile kaum noch herum. Grund genug für die GRÜNE Arbeitsgruppe Mobilität, das Thema im Rahmen eines GRÜNEN Donnerstags einmal genauer zu beleuchten. Michael Röls stellte am vergangenen Donnerstag Fakten zum Thema vor und berichtete über die Entwicklung des Segments, gab Kennzahlen zu Auslastung, Umweltverträglichkeit, Kundenkreis, Linien- und Anbieternetz durch, beleuchtete den Markt und zog die Verbindung zur Situation in Aachen.

Die Vorteile dieser Reiseform liegen auf der Hand: Sehr günstig, Punkt zu Punkt-Verkehre, keine Taktung, meist kein Umsteigen, einfaches Handling von Gepäck. Die Umweltverträglichkeit schneidet auch recht gut ab, denn die Busse sind schon heute oft auf modernstem Stand und entsprechen der emissionsarmen Euro 6-Norm. Allerdings verbrauchen die Fahrzeuge kostbare fossile Rohstoffe und werden – im Gegensatz zur Bahn – nicht so ohne weiteres elektrifiziert werden. Verspätungen werden vom Kunden einkalkuliert, lange Fahrtzeiten in Kauf genommen. Wer Fernbus reist, hat Zeit und tendenziell weniger Geld. Dementsprechend gehören Seniorinnen und Senioren, aber auch Studierende und Auszubildende zum größten Kundenkreis.

Knapckpunkte Arbeitsbedingungen und Infrastruktur

Ganz klare Probleme, die das Geschäftsmodell aber mit sich bringt, und die kritisch diskutiert wurden: Die Preise sind auf lange Sicht unhaltbar gering bei einem Kilometerpreis von derzeit 5,3 Cent. Nach der anstehenden Konsolidierung des Marktes wird eine deutliche Erhöhung der Fahrpreise erwartet. Die Ruhezeiten der Fahrer werden oftmals nicht eingehalten, auch aufgrund des Fahrermangels sind Arbeitszeiten mit bis zu 20h nicht unüblich. Kontrollen und bessere Reglementierungen zum Schutz der Fahrer und der Gäste sind hier dringend angeraten! Die Kapazitäten für innerstädtische Haltepunkte und die entsprechende Infrastruktur (Kiosk, Toiletten, Beleuchtung, Mülleimer, ÖPNV-Anschluss) sind nicht überall gegeben. Viele Kommunen sind auf Fernbus-Halte nicht oder wenig eingestellt, die Haltestellen bieten oftmals keinerlei Komfort und durch ihre abgelegene Lage noch weniger Sicherheit für die Wartenden.

Betreiber in die Pflicht nehmen

Hier stellt sich auch die für Aachen wichtige Frage: Wer muss für den Ausbau einer solchen Infrastruktur aufkommen? Ist das eine städtische Aufgabe oder nicht viel mehr ein Feld, das in der Verantwortung der – privatwirtschaftlichen – Anbieter liegt? Bei den Teilnehmern der Diskussion herrschte dazu weitgehend Einigkeit: Es geht nicht ohne eine Beteiligung der Busunternehmen, der Betreiber einer Fernbushaltestelle sollte nicht die Stadt sein, sondern etwa ein Investor. Denkbar ist auch, eine solche Haltestelle städtisch zu bauen und dann von einem Dritten betreiben zu lassen.

Haltepunkt Kühlwetterstraße vs. Hüls

In Aachen halten derzeit neben dem schon lang bestehenden Haltepunkt „Auf der Hüls“ mehr und mehr Fernbusse an der Kühlwetterstraße Nähe Bendplatz. Hier gibt es auch von Seiten der Verwaltungen bereits erste Überlegungen zum Ausbau des Haltepunkts. Die Vorteile der Lage: Während die Hüls vor allem zu Randzeiten (früh morgens oder spät abends) sehr schlecht über den ÖPNV erreichbar ist, liegt die Kühlwetterstraße fußläufig zum Bahnhof Aachen West und den angeschlossenen Bushaltestellen. In der Debatte entstand ebenfalls die Forderung nach der Einführung einer Infrastruktur-Abgabe für Fernbusse, die derzeit noch „mautfrei“ fahren. Eine Angleichung der Randbedingungen, vor allem mit Blick auf die Bahn, muss stattfinden, um den Wettbewerb fairer zu gestalten. Das würde natürlich eine Anhebung der Fahrpreise zur Folge haben.

Jedes Auto weniger zählt

Bei aller Kritik zu den Arbeitsbedingungen für das Personal und dem fehlenden Beitrag der Anbieter zu Erhalt und Ausbau der Infrastruktur sollte abschließend jedoch noch ein positiver Aspekt genannt werden: 38% der Busfahrenden (in einer Studie der Bahn ist sogar von 46% die Rede) sind vorher mit dem PKW unterwegs gewesen und lassen das Auto nun öfter zugunsten des Busses stehen.

Kartenausschnitt ©Google Maps

Zurück