Billig-Fleischerzeugung, Antibiotika und multiresistente Keime, Massentierhaltung – dies sind Themen, die uns als Verbraucher*innen nachdenklich machen.
In einer Diskussionsveranstaltung haben die GRÜNEN in Aachen sich mit dem Thema „Gesunde Ernährung politisch sichern – Ideen und Konzepte für ein nachhaltiges Ernährungs- und Landwirtschaftssystem“ beschäftigt.
Jöran Stettner, umweltpolitischer Sprecher der GRÜNEN Ratsfraktion wies zu Beginn darauf hin, dass der Rückgang der Artenvielfald und Biomasse unsere größte Herausforderung ist, vergleichbar mit dem Klimawandel. Die Feldvögel sind um 56% und die Insekten seit 1990 um 75% zurückgegangen, alarmierende Zahlen, die weitreichende Folgen haben werden, wenn sich nicht schnell etwas verändert.
Import und Export von Nahrungsmitteln zum Leidwesen von Natur und Klima
Reinhild Benning, gelernte Landwirtin und Agrarexpertin der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Germanwatch, stellte zu Beginn den Wunsch der Verbraucher*innen nach gesundem Essen und dem Erhalt der Erde für die nachfolgenden Generationen der Realität in der Landwirtschaft entgegen.
Derzeit wird in der industriellen Landwirtschaft eine globale Arbeitsteilung praktiziert: Die Tierhaltung braucht Futter, dieses wird oft auf ausländischem Boden angebaut und nach Deutschland importiert. Im schlimmsten Fall wird es auf den Böden gerodeter Regenwälder angebaut. Andererseits wird das Zuviel an produziertem Fleisch und Milch aus Deutschland wieder exportiert.
Dies alles zum Leidwesen von Natur und Klima, aber auch zum Leidwesen der jeweils heimischen Landwirtschaft. Unsere Produkte werden zu Dumping-Preisen im Ausland verkauft und verhindern damit die regionale Landwirtschaft vor Ort. Die Fachfrau appelliert daran, dass die jeweiligen Ressourcen regional angbaut und die Produkte ökologisch hergestellt werden, unter Wahrung des Tierschutzes – dann spricht man von „Ernährungssouveränität“.
Wir müssen weg von der industriellen Landwirtschaft mit großen Einheiten, Hochleistungsrassen, überwiegend externen Betriebsmitteln und Futtermitteln vom Weltmarkt die nicht selbst erzeugt werden, hin zu bäuerlicher Landwirtschaft. Das bedeutet kleinere Einheiten, regional angepasste Rassen und überwiegend eigenes Futter.
Kennzeichnungspflicht beeinflusst das Einkaufsverhalten der Verbraucher*innen
Ein wichtiger Punkt für eine Veränderung ist die Kennzeichnung der Produkte. Durch die Kennzeichnungspflicht bei Eiern ist die Käfigtierhaltung (Klasse 3) innerhalb weniger Jahre auf einen sehr geringen Prozentsatz des Gesamtanteils gesunken. Die Verbraucher haben durch ihr Kaufverhalten hier die Art der Tierhaltung beeinflusst und sich gegen die Massentierhaltung entschieden.
Die Verbraucher*innen würden sich bei anderen Lebensmitteln sicher ähnlich verhalten, wenn es eine verlässliche Entscheidungsgrundlage auf den Produkten gäbe, die ausweist wie zum Beispiel ein Tier gehalten wurde. Leider gibt es keine gesetzliche Regelung bei Tierschutzlabels, der Markt ist recht unübersichtlich und viele Hersteller versuchen eigene Labels zu etablieren, die aber keine gesetzliche Grundlage zur Tierhaltung haben.
In der sich anschließenden Diskussion des Publikums mit Frau Benning von Germanwatch, Frau Hogen vom Rheinischen Bauernverband und Herrn Grooten, einem in Aachen ansässigen Landwirt, kam die Situation der Landwirte und ihre Zwänge sehr deutlich hervor.
Auch von den zahlreich im Publikum anwesenden Landwirten wurden Probleme angesprochen, wie die regionale Vermarktung oder auch die Schwierigkeiten bei der Finanzierung von kleineren Stallungen.
Man war sich einig, dass eine Kennzeichnungspflicht und damit eine einfache Erkennung regionaler und Produkte aus bäuerlicher Tierhaltung in Supermärkten ein gutes Mittel wäre, um das Einkaufsverhalten der Verbraucher*innen zu verändern.
Wie gehen wir in die Zukunft?
Das Resümee am Ende der Veranstaltung fiel für alle positiv aus und man war der Meinung, dass eine Veranstaltung dieser Art sich wiederholen und die Kommunikation fortgesetzt werden muss.