Wer freut sich nicht auf den Frühling: Auf sonnige Nachmittage im Park, inmitten von Vogelgezwitscher und Bienensummen – darf es dazu vielleicht ein leckerer Milchkaffee oder ein erfrischendes Schokoladeneis sein? Mit dieser idyllischen Szenerie könnte es bald vorbei sein, zumindest was das „Bienensummen“ angeht.
Im letzten Jahrzehnt mussten wir das Aussterben zehntausender Bienenvölker erleben. Experten, etwa vom BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland – führen den Tod von Milliarden der nützlichen Tiere auf vornehmlich zwei Ursachen zurück. Zum einen gibt es eine massive Schädigung bis hin zum Tod durch Varroamilben, zum anderen findet eine Vergiftung mit Pestiziden, insbesondere so genannten „Neonikotinoiden“, statt. Diese Pestizide kommen in der Landwirtschaft vor allem beim Maisanbau oft großflächig zum Einsatz, schwächen das Immunsystem der Bienen und stören ihr feines Orientierungsgefühl ganz empfindlich. Vor allem Monokulturen (verbunden mit Pestizideinsatz) und das Vorkommen von Parasiten führen zur Dezimierung der Bienenvölker.
Kettenreaktion im Ökosystem
Sabine Göddenhenrich, umweltpolitische Sprecherin der GRÜNEN Ratsfraktion in Aachen, kommentiert: „Die Folge des Bienensterbens zieht eine ganze Kettenreaktion in den weltweiten Ökosystemen nach sich: Als Blütenbestäuber sorgen die fleißigen Insekten für die Produktion eines reichen Nahrungsangebots für wildlebende Tiere, insbesondere Vögel.“ Aber die Landwirtschaft ist auch direkt betroffen, weil die Bestäubung durch Bienen bei der Nahrungsproduktion unerlässlich ist. In China zum Beispiel hat das massenhafte Bienensterben schon dazu geführt, dass dort Obstbäume von Hand (!) bestäubt werden, um wenigstens etwas Obst ernten zu können.
Regional kaufen, weniger wegwerfen
„Ein sorgfältiger Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen ist das, was jeder von uns tun kann“, meint Sabine Göddenhenrich. „Man kann den ökologischen Landbau fördern, indem man bevorzugt Produkte aus Ökolandbau kauft und natürlich auch im eigenen Garten auf den Einsatz der Chemiekeule verzichtet.“ Ebenso sinnvoll sei es, regional erzeugtes Obst und Gemüse zu kaufen, welches auch in die Jahreszeit passt. Aber an erster Stelle, und das kann sich jeder leisten, steht der bewusste Umgang mit allen Lebensmitteln: „Also Teller statt Tonne!“ sagt Göddenhenrich: „Wenn wir unsere Nahrungsmittel besser nutzen, dann könnten Landwirte mit weniger Pestiziden wirtschaften, weil die Produkte einerseits etwas teurer sein dürften und andererseits nicht jeder Apfel aussehen müsste wie aus dem Bilderbuch.“
Lebensräume Stadt und Land nutzen
Mittlerweile ist auch das Imkern mit Stadtbienen durchaus verbreitet. In großen Städten wie Berlin, Frankfurt und München, aber auch in Aachen gibt es Bienenvölker auf Dächern und Balkonen. Dort haben Bienen ganz gute Bedingungen: wärmeres Klima, Blühpflanzen auf Balkonen und in Parks sowie weniger Pestizide. Dies sind gute Ansätze, die auch der Einzelne unterstützen kann - etwa durch die Aussaat von Bienenweiden oder Trachtpflanzen wie z.B. Wilder Thymian oder auch Phacelien. Aber es ist vor allem die Bestäubungsleistung, die gefährdet ist, und die muss nun einmal im ländlichen Raum erfolgen.
Es ist also dringend erforderlich, einerseits weniger Pestizide zu verwenden und weniger Monokultur zu betreiben. Auf der anderen Seite könnten Bienen wieder mehr Lebensraum bekommen, wenn ein Stückchen Natur einfach natürlich belassen würde, wie z.B. Streuobstwiesen oder eine Wildblumenwiese. Dazu würde es auch gehören, Straßenränder so zu bepflanzen, dass Bienen davon profitieren können. Wildkräuter oder Wildblumen am Straßenrand oder auf einer Verkehrsinsel können übrigens auch echte Hingucker sein – es muss nicht immer das Tulpenbeet sein! Hier gibt es bereits eine Vielzahl von guten Beispielen, nachzulesen etwa im Blühstreifenprogramm des Landwirtschaftsministeriums NRW.
Petition online zeichnen
Auch online ist natürlich Unterstützung gefragt: Unter dem Motto „Rettet die Bienen“ hat das weltweite Kampagnennetz AVAAZ eine Petition gestartet, die sich an Entscheidungsträger wie etwa Landwirtschaftsminister richtet: „Wir fordern Sie dazu auf, die Verwendung von Pestiziden der Gruppe der Neonikotinoide sofort zu verbieten. Der katastrophale Kollaps der Bienenvölker könnte unsere gesamte Nahrungskette gefährden. Wenn Sie jetzt umgehend die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, könnten wir das Aussterben der Bienen verhindern.“ Dem schließen wir uns an und freuen uns, wenn ihr unter dem folgenden Link ebenfalls zeichnet: AVAAZ Kampagne "Rettet die Bienen".
Weiterführende Links:
Webseite der Bienenfreunde Aachen und Euregio
Internetseite des ausgezeichneten Films More than honey