Das 500. Krönungsjubiläum Karl V. könnte Anlass sein, die spannende historische Situation einzufangen und den Bogen zur Gegenwart zu schlagen. GRÜNER Ratsantrag fordert frühzeitige Planung.
„Karl der Große war groß, aber Karl der V. war größer“: Mit diesem Zitat eines Biografen Karl des V. eröffnet Ratsherr Hermann Pilgram das Gespräch über den neuesten kulturpolitischen Antrag der Aachener GRÜNEN. Karl V., der sich selbst als „europäischen Universalmonarchen“ bezeichnete, wurde am 23.10.1520 in Aachen zum König gekrönt.
Noch heute erinnert das jährliche Krönungsmahl, eine Veranstaltung für einen eher elitären Kreis, in Aachen an das Ereignis. Das 500. Jubiläumsjahr der Krönung, die als die prachtvollste in Aachen gilt, soll als Anlass für ein großes kulturhistorisches Projekt im Jahr 2020 dienen.
Brückenschlag zur Gegenwart, Synergien nutzen
„Dieses Projekt soll nicht nur die Krönung selbst thematisieren, sondern auch die spannende historische Situation zu dieser Zeit einfangen und lebendig machen“, schildert Aida Beslagic, kulturpolitische Sprecherin der Aachener GRÜNEN, die Idee hinter dem Antrag. „Es gibt sehr weitreichende, weltweite Bezüge, aber der Fokus kann auch auf Europa hin bis zur Lokalgeschichte gelegt werden.“ Dabei könnten Synergien wie die für 2020 geplante Albrecht Dürer-Ausstellung im Suermondt Ludwig Museum genutzt und weitere sinnvolle Verknüpfungen mit den zahlreichen Kulturinstitutionen in Aachen geschaffen werden.
Reformation, Europa und europäische Expansion
Unter Karls V. Herrschaft sollte die Trennung Europas in einzelne Staaten überwunden werden. Er war die zentrale Figur im Umgang mit Luthers Reformationsbewegung, die fast zeitgleich mit seinem Antritt für tiefe Umbrüche im gesamten europäischen Raum sorgte. Auch heute erleben wir einen tiefgreifenden Wandel in Europa, hier können also aktuelle Bezüge hergestellt werden. Karl V. soll sich über sein Herrschaftsgebiet geäußert haben: „In meinem Reich geht die Sonne niemals unter.“ Tatsächlich ist er auch einer der Hauptakteure der beginnenden europäischen Expansion, der Ausweitung der europäischen Herrschaft auf große Teile Afrikas, Amerikas und Asiens, die dann zum Kolonialismus und dessen immer noch aktuellen Nachwirkungen führte. Die Person Karl V. steht für eine Zeit, die geprägt war durch tiefgreifende Entwicklungen, die unser Leben bis heute beeinflussen.
Viele spannende Aspekte aufgreifen
Die Krönung in Aachen ist eines der wichtigen Ereignisse in der Lebenszeit Karl V. und geeignet, ein spannendes, weit wirkendes kulturhistorisches Projekt zu generieren. Der zeitgleiche und durch die Anwesenheit Karls V. begründete Besuch Dürers in Aachen ist ein Teil dieser Geschichte und kann in das Projekt integriert werden. Dieses Projekt, das Ausstellungen, Veranstaltungen und vieles mehr umfassen kann, könnte sich inhaltlich an folgenden überregionalen und regionalen Stichworten orientieren:
Luther und die Reformation: Schon zu Beginn von Karls Herrscherzeiten beginnt die Reformationsbewegung um Martin Luther an Bedeutung zu gewinnen. Der Umgang damit ist eine große Aufgabe für den jungen Herrscher, er mündet im Nürnberger Religionsfrieden.
Die Fugger und ihr Einfluss auf die Herrschenden: Die mächtige Fugger-Familie unterstützt die Wahl Karls V massiv finanziell aus Eigeninteresse. Ihnen ist ein deutscher Kaiser lieber als der Konkurrent Franz I. von Frankreich.
Die Anfänge der Globalisierung: Karl hält weitreichende Machtansprüche aufrecht – sie erstrecken sich im Westen bis nach Amerika, im Osten bis auf die Philippinen, die später zum Teil unter spanische Herrschaft fallen.
Justizreform „Constitutio Criminalis Carolina“: Erstmal setzt mit Karl V. ein „europäischer“ Herrscher ein einheitliches Straf- und Prozessrecht für das gesamte Reich durch. Karl versteht sich als „europäische Ordnungsmacht“.
Die Pest in Aachen: Karl V macht sich bereits im Sommer 1520 zur Krönung nach Aachen auf, doch: Es wütet die Pest. Karl wartet in Brüssel ab, bis die Seuche Anfang Oktober in Aachen für besiegt erklärt ist.
Albrecht Dürer kommt anlässlich Karls Besuch 1520 ebenfalls nach Aachen. Er erhofft sich von dem jungen Monarchen die Verlängerung seiner Leibrente. Skizzen und Zeichnungen Dürers geben das historische Aachen wieder, im Herzen der Stadt findet sich als Erinnerung derzeit noch die Albrecht-Dürer-Stube am Fischmarkt, die leider von Schließung bedroht ist.
Der prunkvolle Einzug in die Stadt mit folgender Krönung und Königsmahl. Der Einzug / die Krönung selbst war spektakulär, ein Spektakel ohnegleichen: „Da sah ich alle köstliche Herrlichkeit, dergleichen keiner, der mit uns lebt, etwas Prächtigeres gesehen hat“ so Dürer (Gerd Unverfehrt: da sah ich viel köstliche Dinge)
„Zahlreiche Aspekte könnten in diesem Zusammenhang aufgriffen und gut aufbereitet werden“, beschreibt Aida Beslagic eine erste Vorstellung von dem erhofften Projekt. „Wir haben zuletzt 2014 mit der Ausstellung über Karl den Großen schon gezeigt, dass Aachen so etwas sehr erfolgreich auf die Beine stellen kann. Das ist wiederholbar und kann ein echter Publikumsmagnet werden.“