Am Sonntag, 8.5.22, lud das Theater Aachen die AG Frauen und Gender in die Kammer ein, wo Schauspielerin Elke Borkenstein durch die drei Monate des fiktiven Tagebuchs von Mary MacLane führte.
Ein sparsames Bühnenbild, ein Buch, ihr Kostüm, zwei Handpuppen und ein paar Oliven reichen dabei aus, um die innere und äußere Landschaft der Protagonistin zu gestalten – und ein Schlagzeug, auf dem Borkenstein Mary Mac Lane, die sich selbst 1902 fiktiv als Genie in Szene gesetzt hat, Ausdruck verleiht. 75 Minuten lang begleiten wir eine junge Frau durch die Aussichtslosigkeit.
In einer öden Landschaft aus Tagebauen und Gruben meidet sie andere und verzweifelt daran, dass ihr als Frau kein Ruhm, kein Dasein als Genie offensteht, um ihrem deprimierenden provinziellen Familienleben zu entkommen. Ihr einziger Ausweg: ein Pakt mit dem Teufel, den sie geradezu herbeisehnt. Alles würde sie ihm geben, denn alles, was sie hat, ist ohnehin nichts – wenn er ihr nur Glück oder Ruhm schenken würde!
Mit Audio-Einspielern wird der Begriff des Genies weiblich umgedeutet. „Ich bin eine Genie“, tönt es dutzendfach aus den Lautsprechern – in der Einführung auf der Website des Theaters Aachen wird erläutert, warum: Der Begriff „Genie“ wurde von Männern für Männer geschaffen – Frauen haben in der Genialität keinen Platz.
Mary Mac Lane beanspruchte ihn – sowohl ihr fiktionalisiertes, neunzehnjähriges Ich als auch die Schriftstellerin Mary Mac Lane, die wie so viele Schriftstellerinnen zugunsten männlicher „Genies“ vergessen wurde.
Schön, dass das Theater Aachen sie wiederentdeckt hat!