Die Stadt Aachen soll in den nächsten Jahren in komplett neuem Licht erscheinen. Energiesparende LED sind gefragt – grundsätzlich eine gute Idee. Doch LED ist nicht gleich LED. Die Wahl der Farbtemperatur kann einen großen Einfluss haben – auf die ökologische Umgebung und das Empfinden und die Gesundheit der Menschen.
An Stelle der eher orange-rötlichen Lampen, die bisher das Aachener Stadtbild prägen, sollen bald sehr helle, „neutralweiße“ LEDs mit einer Farbtemperatur von 4.000 Grad Kelvin auf die bestehenden Lampenmasten montiert werden, wenn es nach dem Willen von Stadtverwaltung und STAWAG geht. Strom soll und muss gespart werden, doch das geht auch anders: „Wir setzen uns ein für die Verwendung von LED mit einer Farbtemperatur von bis zu 3.000 Grad Kelvin“, sagt Sabine Göddenhenrich, umweltpolitische Sprecherin der Aachener GRÜNEN, und erläutert: „Diese so genannte warmweiße LED-Alternative spart ähnlich viel Strom, hat aus unserer Sicht aber viele Vorteile. Das Licht ist ausreichend hell, um für ein gutes Sicherheitsempfinden zu sorgen, ist aber nicht so stark, dass es z.B. in Wohngebieten eine Störung des Schlafes zur Folge hat. Die neutralweißen LED werden unangenehm hell empfunden. Gehen Sie mal abends in die Aachener Rudolfstraße und verschaffen Sie sich selbst einen Eindruck – dort sind diese LED bereits installiert.“
Vergleichende Betrachtung vorlegen
In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Mediziner Dr. Alexander Mauckner, Mitglied und Vorstand im Ökologischen Ärztebund, und Fernsehjournalist Ralf Gierkes, Initiator einer Petition zum Thema, plädierte Göddenhenrich deshalb am gestrigen Mittwoch dafür, die Anschaffung von neutralweißen noch einmal grundsätzlich zugunsten der warmweißen LED zu überdenken: „Da das Thema LED auf der nächsten Sitzung des Mobilitätsausschusses am 3. Dezember steht, werden wir dort in einem Beschlussvorschlag die Verwaltung auffordern, die gesundheitlichen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen der 4.000 Grad Kelvin-LED denen der 3.000 Grad-Leuchten einmal gegenüberzustellen, damit die Politik als Entscheidungsgrundlage eine vergleichende Betrachtung hat. Wir brauchen eine fundierte Grundlage, auf der wir das Thema weiter diskutieren“, so Göddenhenrich.
Berliner Konzept als Vorbild
Ralf Gierkes, der sich auch beruflich mit dem Thema Beleuchtung intensiv beschäftigt, begründete seine Ablehnung der neutralweißen LED mit dem Verweis auf das sehr detaillierte Lichtkonzept der Stadt Berlin: Die Hauptstadt habe sich nach drei Jahren intensiver Beschäftigung mit verschiedenen Varianten für ein warmweißes Beleuchtungskonzept entschieden. Das solle die Stadt Aachen motivieren, in dieselbe Richtung zu gehen. Aus medizinischer Sicht seien die sehr grellen LED mit Blick auf Schlafstörungen bis hin zur Entstehung von chronischen Krankheiten sehr umstritten und ihr Einsatz in Straßenbeleuchtung nicht zu empfehlen, gab Internist Dr. Mauckner aus medizinischer Sicht zu bedenken. Übrigens, so ergänzte Göddenhenrich, sei es innerhalb des inneren Grabenrings ja offenbar problemlos möglich und überdies bereits geplant, die „softeren“ LED einzusetzen. Grund hierfür sei die angenehmere Ausleuchtung des „historischen Ambientes der Aachener Innenstadt“. „Was für die historische Altstadt als gut geeignet angesehen wird und problemlos machbar ist, sollte ebenso gelten etwa für die weiter außen liegenden Wohnbezirke – zugunsten des Wohlbefindens der Menschen, die außerhalb des Grabenrings leben.“
» Zur Petition „Stoppt grelle Straßenlaternen in Aachen“
» Hintergrund zum Berliner Lichtkonzept (PDF)