Die Kölner haben sie, die Dortmunder haben sie. Und die Aachener? Die brauchen sie nicht. Die Rede ist von den viel diskutierten und wenig beliebten Umweltzonen. Umweltzonen werden mit dem Ziel eingerichtet, an Orten, die besonders belastet sind, die Feinstaubbelastung zu senken.
In Aachen hat man sich – bislang als einzige Kommune in NRW – entschlossen, bei der Redkution der Luftbelastung einen Sonderweg zu gehen. Das Aachener Modell verzichtet ganz bewusst auf die Einrichtung von Umweltzonen und ineffektiven Sanktionen gegenüber Autofahrern. Es setzt stattdessen auf eine Vielzahl ineinandergreifender Projekte mit deren Hilfe die Luftqualität in Aachen dauerhaft verbessert werden kann. So wird etwa die städtische Fahrzeug- und ASEAG-Flotte umgerüstet, ein LKW-Führungssystems eingerichtet und die Fernwärme ausgebaut.
Umweltzonen wenig effektiv
Monika Kuck, umweltpolitische Sprecherin der GRÜNEN, ist sich sicher, dass dies der richtige Weg ist: „In den vorhandenen Umweltzonen, die es bereits in anderen Städten gibt, dürfen ca. 95 Prozent aller Fahrzeuge weiter reinfahren. Dafür wird dann großer, kostenintensiver Aufwand mit Absperrungen, Beschilderung, Kontrollen und Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Und am allerschlimmsten ist, wenn man die Umweltzone wieder aufhebt, ist alles wieder wie zuvor und nichts hat sich verbessert.“
Ein zentraler Baustein des Aachener Modells ist das Jobticket. Unternehmen und Institutionen in der Aachener Region sind aufgerufen, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Jobtickets anzubieten. Zurzeit sind bereits 5.000 Jobtickets im Umlauf. In den nächsten zwei Jahren soll die Zahl der ausgegebenen Jobtickets verdreifacht werden. Monika Kuck ist sicher, dass dieses ehrgeizige Ziel erreicht werden kann: „ Das Jobticket-Angebot bringt nicht nur was für die Aachener Luft, sondern ist aus finanzieller Sicht für jeden persönlich äußerst attraktiv. Zudem kann der Einzelne selbst etwas zum Klimaschutz beitragen.“
Auf den Einzelnen kommt es an
Es kommt auf die Arbeitgeber, vor allem aber auf die Berufspendler an. Steigen sie vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr um, tragen sie nicht nur zu einer nachhaltigen Verbesserung der Luftqualität bei, sondern zeigen auch, dass man mit freiwilligem Engagement mehr erreichen kann als mit Sanktionen.
Zwei Jahre haben die Aachener Zeit dies zu beweisen. Solange gilt die Frist, die die Kölner Bezirksregierung dem „intelligenten“ Aachener Konzept gewährt hat. Werden 2010 in Aachen die gesetzlichen Grenzwerte erkennbar überschritten, könnten die wenig populären Umweltzonen doch kommen. Doch dieser Fall wird – da ist Monika Kuck zuversichtlich – nicht eintreten: „Der Countdown läuft. Wir können das schaffen, wenn alle mitmachen. Letztlich ist es ein Gewinn an Luft- und Lebensqualität für jede Bürgerin und für jeden Bürger. Ich wünsche uns viel Erfolg!“