Radentscheid und Klimanotstand zusammen denken!

Julia Brinner, umweltpolitische Sprecherin, zur Fällung von Bäumen für Radwege aus Klimaschutzsicht.

 

Ich will hoffen, dass die neuen, attraktiven und sicheren Radwege deutlich mehr Menschen den Umstieg auf’s Rad ermöglichen.

Stellungnahme der GRÜNEN Fraktion zur Fällung von Bäumen für Radwege aus Klimaschutzsicht.

In der Diskussion um die Neugestaltung der Lütticher Straße wird immer wieder das Argument vorgebracht, aus Klimaschutzgründen sei es absolut unzulässig, Bäume für einen neuen Radweg zu fällen. Stete Wiederholung macht diese Aussage nicht richtiger. Bleiben wir bei den Fakten und machen eine kleine Rechnung auf:

Die 86 Bäume auf der Lütticher Straße (angenommen, sie wären alle gesund) binden im Durchschnitt je 10 kg CO2 /Jahr, also insgesamt 860 kg CO2/Jahr (siehe Fußnote 1). Dies ist sicherlich ein Beitrag zum Klimaschutz. Er steht allerdings in keinem Verhältnis zum Ausstoß von CO2 durch Autos, die täglich diese Straße durchfahren. Nehmen wir an, eine Pendlerin, die jeden Tag 5 km pro Strecke mit dem Benziner zur Arbeit pendelt, entscheidet sich aufgrund der besseren Radinfrastruktur auf der Lütticher Straße dazu, diese Strecke nun täglich mit dem Rad zurückzulegen. Alleine diese eine Verhaltensänderung würde in einem Jahr ca. 460 kg CO2 einsparen. (siehe Fußnote 2)

Julia Brinner, Sprecherin der GRÜNEN im Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz:

„Im Klartext: Entscheiden sich zwei solcher Pendler dazu, auf das Rad umzusteigen, wird mehr CO2 eingespart als die gesamten Bäume auf diesem Bauabschnitt binden können. Und ich will stark hoffen, dass die neuen, attraktiven und sicheren Radwege deutlich mehr Menschen als nur zweien den Umstieg auf’s Rad ermöglichen. Den Klimanotstand gegen den Radentscheid auszuspielen, wie mehrmals versucht wurde, ist also irrsinnig und faktisch falsch."

Dass Bäume selbstverständlich eine wichtige Rolle in der Stadt innehaben, ist eine völlig unbestrittene Tatsache – von einer Erholungsfunktion für die Bürger*innen über die Bindung von Schadstoffen bis hin zu einer Abkühlung des Mikroklimas an heißen Sommertagen. Aachen braucht mehr große gesunde Bäume sowie Fassaden- und Dachbegrünung, damit es in den kommenden heißen Sommern aushaltbar bleibt. Auch in der Lütticher Straße sollen auf jeden Fall Bäume neu gepflanzt werden.

„Wenn wir diese Bäume ordentlich pflegen und wertschätzen möchten, sollten wir ihre Wurzeln allerdings nicht mit schweren Autos zuparken und sie damit langfristig schädigen", so Julia Brinner. „Stattdessen sollten für die neu gepflanzten Bäumen auf der Lütticher Straße die Bedingungen geschaffen werden, die sie für ein langes und gesundes Leben brauchen."

Wem es tatsächlich um die Bekämpfung des Klimawandels mithilfe von Bäumen geht, der solle dafür kämpfen, dass die deutschen Wälder naturnah bewirtschaftet werden, älter werden dürfen und mehr Totholz beinhalten. Diese Maßnahmen haben wirklich eine relevante Klimaschutzfunktion. (siehe Fußnote 3)

1) https://www.plant-for-the-planet.org/de/informieren/baeume-sind-genial-2#:~:text=B%C3%A4ume%20sind%20die%20einzigen%20extrem,Bindung%20pro%20Baum%20pro%20Jahr

2) https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/co2-rechner-fuer-auto-flugzeug-und-co/

3) https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/s02061_greenpeace_studie_waldvision.pdf

 

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