Ratsfrau Tina Hörmann: Veränderung nach 22 Jahren

In Zukunft mehr Konzentration auf den Beruf. In langjähriger politischer Arbeit hat Tina viele Stationen durchlaufen. Schwerpunkt auf Wohnen und Gebäudemanagement.

Ein launiges Interview mit der 56jährigen Architektin. Mehr Konzentration auf den Beruf, politisch bleibt sie dennoch an Bord. In langjähriger politischer Arbeit hat sie viele Stationen durchlaufen. Schwerpunkt auf Wohnen und Gebäudemanagement.

Tiefenentspannt kommt sie aus dem Sommerurlaub zurück und ist bereit für ein exklusives Sommerinterview: Tina Hörmann, langjährige Ratsfrau der GRÜNEN Fraktion, rückt beiseite für den „Nachwuchs“ und widmet sich fortan noch stärker ihren beruflichen Aufgaben.

Tina, wie bist du bei GRÜN gelandet? Was war deine persönliche Motivation, um politisch zu arbeiten?

Es gab für mich verschiedene Zuwege: Zunächst mal meine Mitarbeit in der AG „Frauen in Naturwissenschaften und Technik“, später in der Fachschaft Architektur. Daraus entwickelte sich ein Interesse an Wohnungspolitik und eine ehrenamtliche Arbeit in der Mieterselbsthilfe. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 war für mich ein einschneidendes Ereignis, das mich weiter politisiert hat.

Nach 22 Jahren in der Fraktion, zwölf Jahre davon im Rat: Was gefiel dir an der kommunalpolitischen Arbeit besonders? Was wird dir fehlen?

Toll fand ich das Miteinander von (häufig) sehr netten Menschen aus unterschiedlichsten Berufen und Lebenszusammenhängen, die sich nicht nur um ihre persönlichen Angelegenheiten kümmern. Die zahlreichen Gespräche mit Leuten auch aus anderen Fraktionen und aller Couleur, z.B. am Rande der Sitzungen, oder zu MitarbeiterInnen aus der Verwaltung, mit denen ich sonst niemals in Kontakt gekommen wäre. Auch die Vielfalt der Themen, mit denen man in Berührung kommt und zu denen man sich eine Meinung bilden muss, das hat mir gut gefallen.

Und worauf kannst du in Zukunft gut verzichten?

(lacht) Am wenigsten werde ich die braunen Umschläge mit Massen an Papier vermissen und die Sonntagnachmittage, die ich mit dem Lesen von Vorlagen verbracht habe. Geärgert hat mich auch, wenn in Sitzungen unnötige Fragen gestellt wurden, nur weil jemand die Vorlagen nicht gelesen hatte. Das ist respektlos den anderen gegenüber, die diese Zeit im Vorfeld investieren.

Welches Thema beschäftigt dich im Nachhinein noch am meisten?

Alles in allem besteht die Ratsarbeit nach einiger Zeit aus jeder Menge Routine, es gab auch einige Tiefpunkte, wie z.B. die Campusbahn-Entscheidung. Aber was ich mitnehme: Ich habe sehr viel darüber erfahren, wie Politik funktioniert und wie Verwaltung arbeitet. Wenn sich beide Seiten respektieren und miteinander arbeiten, kommt am meisten dabei heraus. Dennoch gibt es Verbesserungsbedarf im Zusammenspiel von Politik, Verwaltung und Bürgerschaft: Manchmal fehlt gegenseitiges Vertrauen, Wertschätzung und die Anerkennung von Fachwissen und -kompetenz. Das ist für die Zukunft ausbaufähig!

Hat sich dein Anspruch an Politik im Laufe der Jahre verändert? Wird man vielleicht kompromissbereiter?

Ich bin sicher gelassener geworden und ja, auch eher bereit zu einem Kompromiss. Ich habe gemerkt, es macht Spaß, sich auch mit politisch komplett anders Denkenden auseinander zu setzen.

Wie ist deine Familie, wie dein Umfeld mit deiner politischen Arbeit umgegangen? Volle Zustimmung oder gab es da auch schon mal Konflikte?

Meistens wohlwollend und interessiert, doch ist musste auch oft viele Sachen erklären und rechtfertigen, mit denen ich eigentlich nichts zu tun hatte. Sehr oft meinen GRÜNE Sympathisanten auch zu wissen, wie wir es besser hätten machen sollen. Mit einfachen Lösungen sind viele Leute, die nicht aktiv Politik machen, schnell bei der Hand.

Einmal GRÜN, immer GRÜN – so ganz einfach kommst du natürlich nicht davon. Wo treffen wir dich in Zukunft noch an?

Oh, ich verschwinde nicht in der Versenkung: Ihr trefft mich bei der wöchentlichen Fraktionssitzung. Bei Anti AKW-Demos, die ja leider wieder Konjunktur haben. Bei GRÜNEN Radtouren, gerne auch auf ganz konventionellen Fahrrädern, ohne Atomstrom im Tank. :-)

Was machst du nun mit deiner ganzen freien Zeit?

Meine Arbeit in einem Planungsbüro nimmt mich durchaus sehr in Anspruch, und hier investiere ich viel Zeit. Außerhalb vom Beruf: Besseres Englisch lernen, vielleicht im Chor singen, wieder mehr Klavier spielen, im Garten rumbuddeln ….

Was wünscht du den Nachrückern Nachfolgern Kaj und Melanie, die für dich und Jochen bald im Stadtrat sitzen?
Nicht entmutigen lassen, wenn mal ein Einsatz oder ein Redebeitrag nicht super gelingt. Das kann man lernen! Schaut über den Tellerrand eures Fachgebietes. Vertretet öfter mal in einem Ausschuss, von dem ihr keine Ahnung habt. Das kann interessanter sein, als man denkt! Richtet euch aber auch darauf ein, dass sehr viel Zeit nicht nur mit Diskutieren vergeht, sondern mit Lesen, Telefonieren und eMail-Schreiben.


Tinas politische „Eckdaten“:

1994-2004      Bezirksvertretung Aachen-Mitte
ab 2000          Sachkundige Bürgerin im Planungsausschuss
2004-2016      Mitglied im Stadtrat

Ratsausschüsse und Gremien:

  • Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss (2004-16, Wohnungspolitische Sprecherin)
  • Betriebsausschuss Gebäudemanagement (2004-14 Ausschussvorsitz, ab 2014 Sprecherin)
  • Planungsausschuss (2004-16)
  • Betriebsausschuss Kultur (ca. 2009-14)
  • Aufsichtsrat gewoge (ab 2010)
  • Aufsichtsrat ASB (ab 2015)
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