Mit diesem Thema beschäftigte sich ein vom Brander Forum Brand-Global-Lokal veranstalteter Informationsabend. Als Referenten eingeladen waren Michael Hippler, Leiter der Afrika-Abteilung von Misereor, und Rainer Moormann, ehemaliger Sicherheitsbeauftragter im Kernforschungszentrum Jülich.
Michael Hippler skizzierte zunächst die dramatischen Umweltschädigungen, die beim Uranabbau in der Dritten Welt entstehen. Ein enormer Kohleenergieeinsatz ist für den Abbau des Urans notwendig. Die daraus entstehende CO-2 Belastung; die Zerstörung der Landschaft sowie die (gezwungene) Missachtung des Arbeitsschutzes der Arbeiter vor Ort sind wenig bekannte Kollateralschäden der Atomkraftnutzung.
Rainer Mooormann, stellte im Anschluss die Probleme eines Kugelhaufenreaktor, wie er in Jülich betrieben wurde, dar und beleuchtete das Atommüllproblem.
Forschungsanlage Jülich – hochgradig belastet
Erstaunt mussten die Zuhörer zur Kenntnis nehmen, dass in der Anlage in Jülich keine zeitnahe Messung der im Kugelhaufen vorherrschenden Temperaturen möglich war. Die Reaktorsteuerung beruhte auf berechneten Annahmen, die sich im Nachhinein als gefährlich falsch erwiesen. Zudem gab es eine fehlerhafte Einschätzung der Graphitreibung. All dies führte zu einem Hochrisikobetrieb, bei dem der Reaktor mit viel zu hohen Temperaturen betrieben und zeitweise die Gefahr bestand, dass der Reaktor wie in Tschernobyl nuklear außer Kontrolle geriet. Der Reaktor ist nunmehr die am stärksten mit Strontium belastete Atomanlage der Welt; die Entsorgung auch aufgrund des Austritts radioaktiv verseuchten Wassers übersteigt alle bisherigen Kostenschätzungen.
Erleichtert konnte man zur Kenntnis nehmen, dass andere daraus gelernt haben: So hat Südafrika sein von der schwarz-gelben Landesregierung gefördertes Vorhaben, einen entsprechenden Kugelhaufenreaktor zu bauen, vor wenigen Wochen eingestellt. Grund: Es hatte sich kein privater Investor mehr gefunden!
Atomlobbyisten gehen Argumente aus
Rainer Moormann befasste sich schließlich mit der Atommülllagerung. Aus seiner Sicht wäre es zumindest angemessen gewesen, bei einer Standortsuche nicht nur Salzstöcke, sondern auch andere Gesteinsarten, insbesondere Granit einzubeziehen und erst dann eine Entscheidung zu treffen. Von einem ordnungsgemäßen Verfahren in Bezug auf Gorleben kann damit keine Rede sein.
Die anschließende Diskussion war durch sachliche Nachfragen gekennzeichnet, aber auch durch die Beiträge von unbelehrbaren alt gewordenen Atomkraftlobbyisten, die den Vorträgen allerdings sachlich nichts entgegensetzen konnten und am Schluss nur den Papst als atompolitischen Berater ins Feld führen wollten.
Fazit: Erst recht nach diesem Abend muss schon einen sehr starken Wunderglauben haben, wer die Gefahren der Atomindustrie nicht wahrhaben will!