In einem Modellprojekt sollen Einzelhandel und digitaler Handel zusammengeführt werden. GRÜNER Ratsantrag regt enge Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung zum Thema an.
Vor dem Spiegel die neue Garderobe aus einer digitalen Datenbank auswählen und anprobieren, ohne sich dafür umziehen zu müssen; über eine interaktive Wand im aktuellen Katalog stöbern; 3D-Modelle etwa von Schuhen oder von Kleidung anzeigen lassen und individuell gestalten: Was hier wie Zukunftsmusik klingt, sind Ideen für den Handel, die zum Teil schon sehr konkret weiterentwickelt werden.
Auch für Aachen möchten die GRÜNEN das Thema „Verknüpfung von Einzelhandel und digitalem Handel“ auf die Agenda heben und fordern in einem entsprechenden Ratsantrag, insbesondere das technologische Potenzial und die Entwicklungen aus den Aachener Universitäten und Hochschulen zu nutzen, um Einkaufserlebnisse in den Geschäften attraktiver zu machen.
Konkrete Ideen gemeinsam entwickeln
„In unserer Ratsfraktion werden seit einiger Zeit die Folgen des wachsenden Online-Handels für die regionale Wirtschaft diskutiert. Es geht unter anderem um die Frage, wie sich der Einzelhandel positionieren kann, um gegenüber dem zunehmenden Online- und Versandhandel wettbewerbsfähig zu bleiben. Wie kann die Stadt den Einzelhandel unterstützen? Welchen Beitrag kann die Stadt leisten, Aachen als attraktiven Einkaufsstandort weiter zu stärken? Diese Fragen bewegen Wirtschaft, Verwaltung und Politik seit langem. Nun gilt es, gemeinsam konkretere Ideen zu entwickeln“, erläutert Lisa Lang, wirtschaftspolitische Sprecherin der GRÜNEN Ratsfraktion, die zugrunde liegende Idee des Antrags.
Smarte Konzepte
Ein Beispiel für Innovation im Einzelhandel ist die individuelle Produktion vor Ort durch den Einsatz von 3D-Druckern bei maßgeschneiderten Objekten aller Art (2015 wurden Prototypen für „gedruckte“ Skischuhe auf einer Fachmesse vorgestellt). Im Fab Lab der RWTH Aachen werden zahlreiche innovative Produktionstechnologien mit Werkzeugen wie 3D-Druckern erforscht. Die FH Aachen hat zusammen mit einem Aachener Optiker auf der Hannover Messe 2015 gezeigt, wie die individuelle Produktion von Brillengestellen mit 3D-Druckern funktioniert. Diese Beispiele zeigen, dass es auch vor Ort zu diesem Thema Kompetenz gibt.
Synergien nutzen
„Einige Städte machen bereits vor, wie es gelingen könnte: Die Stadt Wuppertal etwa verknüpft im Modellprojekt „Online City Wuppertal“ stationären Handel mit den Vorteilen des Online-Handels. Zahlreiche Partner aus Wirtschaft und Verwaltung tragen das Konzept, unterstützt durch Bundesmittel zur Nationalen Stadtentwicklung. Auch Aachen sollte sich verstärkt darum bemühen, Mittel des Landes und des Bundes für diesen Zweck einzuwerben“, führt Lisa Lang aus. „Aachen als Wissenschaftsstadt ist geradezu prädestiniert, auch im Handel Synergien zu nutzen, die sich aus der Nähe zu Wissenschaft und Forschung ergeben.“ Hier bietet sich eine ganz besondere Möglichkeit für die Aachener Händlerinnen und Händler, sich gegenüber dem wachsenden Online- und Versandhandel auch in den Geschäften vor Ort stark zu positionieren und zu präsentieren.
„Unser Ratsantrag hat zum Ziel, den Einkaufsstandort Aachen und insbesondere die innerstädtischen Einkaufsgebiete zu stärken“, sagt Lisa Lang. „Wir möchten, dass das technologische Know-how der Aachener Universitäten und Hochschulen und deren innovative Konzepte und Ideen genutzt wird, um Aachen gegenüber anderen Standorten zu profilieren.“