Viele Menschen am Elisenbrunnen

Viele Menschen sind am Montag dem Aufruf der verschiedenen Aktionsbündnisse gefolgt und haben sich spontan um 18.00 Uhr zu einer Mahnwache am Elisenbrunnen eingefunden.

Viele Menschen sind am Montag dem Aufruf der verschiedenen Aktionsbündnisse gefolgt und haben sich spontan um 18.00 Uhr zu einer Mahnwache am Elisenbrunnen eingefunden. 400 - 500 Aachener Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um ihre Solidarität gegenüber der Japanischen Bevölkerung zum Ausdruck zu bringen und für einen Ausstieg aus der Atomenergie zu demonstrieren.


Rede von Sabine Göddenhenrich, Sprecherin des grünen Ortsverbandes Aachen, anläßlich der Mahnwache am 14.03.11.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Die aktuellen Ereignisse in Japan erfüllen uns mit großem Entsetzen und tiefer Trauer.

Heute gelten unsere Gedanken an erster Stelle allen Menschen, die durch das gewaltige Erdbeben und den verheerenden Tsunami ihr Leben, ihre Angehörigen, Freunde und ihr Zuhause verloren haben.

Wir alle haben in den letzten Tagen die Auswirkungen des Erdbebens und der Flutwelle im Fernsehen gesehen. Wir haben gesehen, wie sich innerhalb von Minuten eine Gegend, die technisch hoch entwickelt ist und die den Menschen dort ein gutes Zuhause und ein Leben in Wohlstand ermöglichte, in ein Inferno verwandelt hat.

Dies zu ertragen und nicht zu verzweifeln ist für die Menschen in Japan schwierig genug. Nun aber müssen Millionen Japaner angstvoll Stunde um Stunde ausharren.

Wegen der drohenden nuklearen Katastrophe müssen Hunderttausende ihre Häuser verlassen. Unbekannt für wie lange und ob sie jemals zurückkehren können.

Die jüngsten Informationen geben uns immer noch Anlass zu hoffen, dass es nicht zu einer Freisetzung von Radioaktivität kommt, der die Menschen in Japan hilflos ausgeliefert wären. Auch deshalb treffen wir uns heute hier. In diesen Minuten wünschen wir nichts mehr, als das das Schlimmste verhütet werden möge.

Wenn wir heute hier stehen, dann ist dies in erster Linie ein Moment der Trauer und der Solidarität. Wir treffen uns, weil wir diesen Gefühlen Ausdruck verleihen wollen und weil wir den Menschen in Japan mitteilen wollen, dass wir an sie denken und mit ihnen hoffen.

Wir stehen aber auch hier, weil dieses Ereignis in höchstem Maße politisch ist.

Viele von uns erinnern sich noch genau an die Frühlingstage, als vor 25 Jahren die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl geschah. Auch ein Unfall, der in der Theorie der Atomwirtschaft ausgeschlossen war, der gar nicht vorkommen konnte und der dennoch geschah.

Damals war es ein russischer Reaktor, der probeweise abgeschaltet werden sollte und dann überhitzte, brannte. Auch dort hatten die Verantwortlichen stets die Sicherheit der Kernenergie betont. Radioaktivität in großen Mengen trat aus und breitete sich über Europa aus. Damals mussten wir Gemüse und Milch vernichten, Kinder durften nicht im Sand spielen. Als es regnete, blieben wir zu Hause. Damals wurden die mangelhaften Sicherheitsmaßnahmen, schlechte Organisation, ein veralteter Reaktor mit Graphitkugeln verantwortlich gemacht.

Im März 2011 aber kann man nicht mehr unzureichende Sicherheitsvorkehrungen und technische Mängel verantwortlich machen. Dieser Unfall ereignet sich in einem hoch technisierten Land, der drittstärksten Wirtschaftsmacht mit den allerbesten Sicherheitsmaßnahmen der Welt. Ein Siedewasser-Reaktor aus den siebziger Jahren wie es viele auch bei uns gibt.

Wie auch immer diese Katastrophe ausgeht, wir haben in unserem Land ebensolche Atomreaktoren stehen. In Biblis und Neckarwestheim stehen die ältesten Reaktoren der Bundesrepublik und sie stehen ebenfalls auf einem Erdbebengebiet.
 
Die Mehrzahl der Bundesbürger will keine Atomenergie. Wir wollen Energie aus Sonne, Wind und Wasser statt strahlendem Atommüll und ständiger Sorge vor einer nuklearen Katastrophe!

Dieser Weg ist falsch. Wir Grüne wissen das seit mehr als 30 Jahren. Kernenergie ist nicht beherrschbar. Diese Technologie  führt in eine furchtbare Sackgasse.

Es ist Zeit für eine neue und erneuerbare Energiewende!

Die Bundesregierung hat im vergangenen Herbst das Gegenteil beschlossen. Sie hat den Atomkonsens aufgekündigt. Das war von vielen Fehlern der Regierung Merkel der folgenschwerste.

Entscheidungen von solcher Tragweite können nicht ohne einen breiten gesellschaftlichen Konsens getroffen werden. Im Ausstiegsbeschluss der rot-grünen Bundesregierung 2002 ist dieser Konsens vorhanden.

Wir fordern die Bundesregierung auf, den Ausstieg aus der Atomenergie fortzusetzen und die Laufzeitverlängerung zurückzunehmen!

Schalten Sie Ihren Verstand ein, Frau Merkel, und schalten Sie ab. Die alten Atommeiler wie Biblis und Neckarwestheim zuerst und dann immer weiter. 100% Erneuerbare Energien sind möglich!

Für Japan können wir nur noch beten und hoffen auf einen guten Ausgang!

Für Deutschland können wir handeln. Jetzt und Sofort!

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