In vielen europäischen Großstädten erlebt die Straßenbahn eine Renaissance. In nahezu zwei Dutzend Städten in Frankreich, darunter Bordeaux, Orleans oder auch unsere Partnerstadt Reims, fährt wieder eine Straßenbahn. Auch unsere Nachbarstädte Maastricht und Lüttich haben sich Ende 2012 entschieden, auf die Schiene zu setzen und eine Stadtbahn zu bauen.
Das Mobilitätsverhalten ändert sich.
Die Menschen pendeln jeden Morgen zur Schule oder zur Arbeit. Die Innenstädte leiden immer mehr unter Abgasen und Lärmbelastungen und Staus. Umweltzonen bringen hier wenig. Zeitgleich zieht es viele, insbesondere junge Menschen in die Innenstädte. Sie suchen hier nicht nur modernen Wohnraum, sondern auch eine gute Infrastruktur: einen Kitaplatz und eine Schule in der Nähe ebenso wie ein Kultur- oder Sportangebot um die Ecke, alles wohnortnah und möglichst auch ohne Auto zu erreichen.
Seit Jahren beobachten wir ein geändertes Mobilitätsverhalten. So sank die Zahl der zugelassenen PKW in Aachen von 2001 bis 2007 um 18,5%, während die Fahrgastzahlen der ASEAG in den letzten zehn Jahren um 10 Millionen gestiegen sind.
Der Zuwachs bei der ASEAG ist sehr erfreulich, bedarf aber eines vorausschauenden Handelns. Hält dieser Trend an, brauchen wir mehr Busse. Mehr Busse bedeutet auch mehr Diesel. Mehr Diesel bedeutet mehr Abgas, aber auch stetig steigende Kraftstoffkosten. Erdöl ist endlich, die noch vorhandenen Reserven sind absehbar. Um den ÖPNV langfristig kosten-günstig und umweltfreundlich zu halten, bedarf es alternativer Lösungen.
Wir müssen weg vom Öl!
Das Stichwort hier heißt Elektromobilität. Eine Stadtbahn fährt mit Strom, mit sehr wenig Strom. Die Stadtbahn hat einen hohen Energienutzungsgrad. Die Energie, die beim Bremsen entsteht, wird ins Fahrstromnetz zurückgespeist. Der Strom wird 2019 zu einem großen Teil aus regenerativen Energien der STAWAG kommen. Dabei machen die Stadtwerke die Gewinne, die beim Busbetrieb den Mineralölkonzernen zufließen.
Die Umspannwerke für die Stadtbahn sind dabei die Steckdose zu einer breiten Nutzung der Elektromobilität. Sie versorgen die Bahn mit Gleichstrom und sind gleichzeitig die Ladestationen für Elektrobusse, Taxen, Car-Sharing und E-Bikes. So entsteht eine völlig neue Qualität des Öffentlichen Nahverkehrs, der auch für Einpendler sehr attraktiv ist. Die Vielfältigkeit und Innovation des Projekts hat den Bund dazu gebracht, den Bau der Aachener Trasse mit 90% zu fördern. Aachen als Standort einer über die Grenzen hinweg bekannten technischen Hochschule sollte jetzt den großen Schritt in die Zukunft wagen.
Kann Aachen sich die Campusbahn leisten?
Die Antwort ist ein deutliches JA, ein doppeltes JA. Die Stadt KANN sich die Campusbahn leisten. Die Kosten für Unterhaltung, Zins und Tilgung werden jährlich mit insgesamt 6,5 Millionen Euro veranschlagt. Die Mehrbelastung des städtischen Haushalts dadurch würde etwa 0,8% der Gesamtausgaben der Stadt ausmachen, aus unserer Sicht eine überschaubare Dimension und eine Investition in die Zukunft.
Die Stadt MUSS sich die Campusbahn leisten, weil alle von ihr nur profitieren können: Wirtschaft und Handel, Mensch und Umwelt, Wissenschaft und Forschung, die Stadt und die gesamte Region.