Bereits mit dem Fahrplanwechsel im letzten Jahr zeichneten sich die neuen Prioritäten der Deutschen Bahn für die Region Aachen ab. Zuerst wurde die direkte ICE-Verbindung von Aachen nach Berlin durch eine Verbindung nach Frankfurt ersetzt und der Halt in Düren vollständig gestrichen. Gleichzeitig wurden die Pläne für eine Verbindung zwischen Frankfurt und London öffentlich.
ICE-Halt in Aachen fraglich
Die DB AG geht in ihrer Antwort auf ein Anschreiben von Bettina Herlitzius MdB an Bahnchef Grube erneut klaren Aussagen über den zukünftigen Anschluss Aachens an das ICE-Netz aus dem Weg: „Zu den Zwischenhalten kann […] noch keine Aussage getroffen werden“, so die DB. Eine Planskizze der DB sieht aber Zwischenhalte in Lille und Köln vor, Aachen sei noch zu untersuchen, während vergleichbare Städte, wie Lüttich und Siegburg (Bonn), gar nicht als Haltepunkte eingeplant sind. Offensichtlich ist ein Halt in Aachen erst auf politischen Druck aus der Region kurzfristig in die Planungen eingeflossen.
Wird Aachen nicht Haltepunkt des neuen ICE, bedeutet dies den Wegfall von mindestens einem Drittel der Hochgeschwindigkeitsverbindungen nach Brüssel bzw. Köln. Auch ein Halt des neuen ICE in Aachen garantiert in Zukunft keine Verbindung nach Brüssel, da für die DB die möglichst hohe Auslastung des Zuges bei der Fahrt durch den Eurotunnel von besonderem wirtschaftlichem Interesse ist. Ausstiege vor dem Zielort London laufen diesem Interesse zuwider.
Bettina Herlitzius MdB: „Für eine Zeitersparniss von 3/4 Stunden und eine umstiegsfreie Verbindung zwischen Frankfurt und London opfert die Bahn regionale Haltepunkte und eine kundenfreundliche Vertaktung von Aachen nach Brüssel, Berlin und Frankfurt.“
Die für einen Halt notwendige Errichtung des Sicherheits-Check-in und Wartebereichs am Aachener Hauptbahnhof scheint kaum umsetzbar. Die DB prüft den Bau dieser Einrichtungen direkt auf dem Bahnsteig. Neben den grundsätzlichen baulichen Hindernissen für einen Haltepunkt in Aachen, setzt die Bahn weitere Hürden. Insbesondere die Investitionen in den Sicherheitsbereich müssten „wirtschaftlich darstellbar sein“.
Bettina Herlitzius MdB: „Die Bahn fordert von der Stadt Aachen für den Fortbestand des ICE-Halts eine Millionen Euro für Umbaumaßnahmen und zusätzliche Unterstützung bei den jährlichen Betriebskosten. Mit dieser Kostenbeteiligung erpresst die DB die Stadt Aachen. Dieses Vorgehen ist eine Unverschämtheit.“
ERA stellt Signal für ICE-Fahrt nach London auf grün
Die Europäische Eisenbahnagentur ERA hat keine Bedenken gegen den Einsatz von Siemens-Zügen im Ärmelkanal-Tunnel. Dies ist eine wichtige Vorraussetzung für die endgültige Genehmigung seitens der für den Betrieb des Tunnels zwischen Großbritannien und Frankreich zuständigen Intergouvernementalen Kommission (IGC). Damit rückt der Plan der DB AG, ab 2013 London anzufahren, "in greifbare Nähe" und eine Entscheidung zum Beibehalt des ICE-Halts in Aachen wird immer dringlicher.
Bettina Herlitzius MdB: "Der ERA-Bericht ist gleichzeitig auch ein Signal an die Deutsche Bahn sich endlich mit den Städten Frankfurt, Köln und Aachen auf ein gemeinsames tragfähiges Konzept für die ICE-Haltepunkte zu einigen."